Otto von Bismarck

Otto von Bismarck

1846, im Alter von 31 Jahren, beschloss Bismarck Kniephof zu verlassen und die Politik zu betreiben. Er verwaltete Kniephof mit Erfolg in den Jahren von 1839-46. In dieser Zeit lernte er seine liebe und ergebene Frau Johanna von Puttkamer und die Gebrüder von Gerlach kennen, was ihm den Weg für eine rasche Karriere öffnete. Er machte sich einen Namen als ultrakonservativer Plädoyer für die Monarchie, scharfsinniger Redner sowie dynamischer und oft brutaler Politiker.

  • 1849 wurde Bismarck Abgeordneter des preußischen Landtages.
  • 1851 wurde er durch Friedrich Wilhelm IV. zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt.
  • 1859-62 wurde er als preußischer Gesandter nach St. Petersburg und Paris versetzt.
  • Mit einem Telegramm rief ihn der Kriegsminister nach Berlin zurück. Bismarck wurde dank der Unterstützung der Anhänger und unter Benutzung der Krise von König Wilhelm I. empfangen und am 22. September 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten berufen.
  • In den Jahren 1864-1871 führte Preußen unter Bismarck drei siegreiche Kriege, nach denen die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung möglich war.
  • Die Reichsgründung wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles nach der militärischen Niederlage Frankreichs vollzogen. Der König Wilhelm I. wurde zum Kaiser und Bismarck zum Reichskanzler. Das höchste Amt im Staat bekleidete er über 28 Jahre.

Für die meisten Deutschen jener Zeit war er eine Legende, ein Symbol des starken Reiches. Wilhelm II. förderte Bismarck am. 17. März 1890 auf zurückzutreten.


Die Jugendjahre in Kniephof, Suche nach dem Lebensweg

Der junge Bismarck ging den Weg, den für ihn sich seine Mutter gewünscht hatte. Sein Verhalten blieb aber weit hinter ihren Erwartungen zurück. Als Student trank er viel, traf mit Frauen, spielte. In einem Brief an den Bekannten schrieb er „Ich werde entweder der Lump oder der größte Mann Preußens“. Nach dem Studienabschluss fang er das Referendariat für Justitiariat an, das er bald unterbrach und wechselte in den Verwaltungsdienst, wurde aber entlassen. Er schrieb an seinen Cousin: „der preußische Beamte ist wie ein Musiker im Orchester. Ohne Einfluss auf das Ganze muss er sein Fragment spielen. Ich will aber Musik machen, wie ich sie für gut erkenne, oder gar keine.“ Der Start für die Karriere ist nicht gelungen. Bismarck kehrte nach Kniephof zurück und verwaltete es erfolgreich in den Jahren von 1839-1846. In dieser Zeit lernte er seine zukünftige Frau Johanna von Puttkammer kennen und kam in Kontakt zu den Brüdern von Gerlach, die versprachen ihm bei der Karriere zu helfen.

1846 im Alter von 31 Jahren verpachtete er Kniephof und Jarchlin und zog nach Schönhausen. Bald erhielt er sein erstes öffentliches Amt durch die Ernennung zum Deich­hauptmann in Jerichow, womit er sich sehr energisch beschäftigte. Seine politische Karriere begann sich rasch zu entwickeln.

Konservativer Agitator

1847 wird Bismarck als Vertreter der Provinz Sachsen Abgeordneter des Vereinigten Preußischen Landtages, der zusammen mit dem preußischen Landtag und der Na­tio­nal­ver­sammlung tagte. Dort im Mai 1847 hielt er seine erste Rede, in der er die Liberalen mit der Äußerung „Dem Volk steht keine Verfassung zu“ provozierte. Er schrieb an Johanna: „Die Sache ergreift mich viel mehr als ich dachte“.

Revolution 1948

1848 bricht die Revolution aus. Am 18. März kommt zum bewaffneten Kampf zwischen Bürgern und Militär. Bismarck bewaffnet die Bauern und bringt Schönhausen in Ordnung. Nach dem Erhalt der Informationen über den Erfolg der Bewegung in Berlin schlägt er vor, mit ihnen in die Hauptstadt zu ziehen. Der in Potsdam kommandierende General lehnt dieses Angebot jedoch ab. Der König Wilhelm IV. entscheidet sich das Heer aus Berlin zurückzuziehen und gegen Revolutionären versöhnlich zu sein. Am 23. März versucht Bismarck, Prinzessin Augusta von der Notwendigkeit einer Gegenrevolution zu überzeugen. Für Augusta ist das aber ein skandalöser Illoyalitätsakt dem König gegenüber.

Anfang der Karriere

Im Januar 1849 wurde Bismarck in den preußischen Landtag gewählt. Er beschloss in dieser Zeit, sich ganz der Politik zu widmen, und zog nach Berlin.

Er wurde Abgeordneter im Erfurter Unionsparlament, der vom dem 20. März 1850 tagte. Das Ziel dieser Versammlung war der vom König förderte Versuch Deutschland im Sinne der von Joseph von Radowitz konzipierten Unionspolitik, zu vereinigen. Bismarck fand diese Politik nicht durchsetzbar. Seiner Meinung nach war das Parlament zu demokratisch und parlamentarisch. Trotzdem waren seine Reden sehr glänzend. Bismarck erregte die Aufmerksamkeit, weil er einer der bedeutendsten Parlamentsredner der Zeit war. Er machte sich einen Namen als ultrakonservativer Plädoyer der Monarchie, dazu dynamisch und brutal. Der Unionsplan scheiterte jedoch und das Parlament wurde 1850 ausgelöst. Der Deutsche Bund blieb unverändert mit dem Führungsanspruch Österreichs.

Im diplomatischen Dienst

Bismarck wurde, obwohl er keine diplomatische Erfahrung besaß, am 18. August 1851 dank der Protektion von Leopold von Gerlachs durch Friedrich Wilhelm IV. zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt (das höchste politische Organ des Deutschen Bundes). Seiner Meinung nach war diese Stellung zu dieser Zeit der wichtigste Posten in der preußischen Diplomatie. Er zog mit der Familie nach Frankfurt. Für ihn war das eine po­li­ti­sche Schule.

Nach 8 Jahren der Arbeit in Frankfurt wurde er im Januar 1859 als Gesandter nach St. Petersburg versetzt. Dies war für ihn wie das Schieben aufs Abstellgleis. Die Ul­tra­kon­ser­va­ti­ven verloren zu dieser Zeit an Einfluss nach der Übernahme der Herrschaft 1857 durch den liberalen Prinz Wilhelm. Die Entscheidung über das Schicksal Bismarcks beeinflusste auch die Prinzessin Augusta, die sich die Illoyalität Bismarcks von 1848 erinnerte. Bismarck fand sich mit dieser Änderung in St. Petersburg ab, gepflegt sorgfältig von seiner Frau Johanna, die versuchte ihn zu überreden, die Politik aufzugeben.

1861 übernahm Wilhelm I. die Leitung Preußens. In Berlin begann der Konflikt um die Heeresreform. 1862 wurde Bismarck aus St. Petersburg zurückgerufen. Das Parlament wurde aufgelöst und eine neue Regierung gebildet. Bismarck hoffte, zum Ministerpräsidenten ernannt zu werden, stattdessen wurde er Gesandter in Paris. Während des Urlaubs hatte er die von Johanna geduldete Liebesaffäre mit Katharina Orlowa, der Ehefrau des russischen Gesandten in Belgien.

Wünsche gehen in Erfüllung, Bismarck wurde Ministerpräsident

Am 19. September, 10 Tage nach dem Urlaubende, bekam Bismarck vom Krie­ges­mi­ni­ster General ein Telegramm. Der General sah in Bismarck einen richtigen Mann, der die Probleme lösen kann. Der König war bereit abzudanken, weil die liberale Mehrheit den Wehretat zur Finanzierung der Heeresreform nicht bewilligt hatte. Bismarck fühlte sich ähnlich wie 1848 berufen, „die Monarchie und Preußen“ zu retten. Nach der Bahnfahrt traf er mit dem General in Berlin am 20. September und einige Tage später wurde vom König empfangen. Er erklärte sich bereit, das Parlament in Ordnung zu bringen und den Konflikt nach Wünschen des Königs zu lösen. Bismarck wurde zum Ministerpräsident am 22. September 1862 ernannt. Er übernahm die Regierungsführung im Alter von 47 Jahren. Nun dirigierte er das Orchester. Seine Wünsche gehen in Erfüllung.

In einer seiner zwei bedeutendsten Reden äußerte er die Meinung: „Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden — das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen — sondern durch Eisen und Blut“. Bismarck schränkt die Pressefreiheit ein, ignoriert das Parlament, realisiert eine harte Politik wie er dem König versprochen hat.

Vereinigung Deutschland, Reichsgründung

Preußen führten unter Bismarck drei nacheinander folgende Kriege

Bismarck verfolgte das Ziel, Deutschland unter der preußischen Führung durch das Aus­schalten Österreichs als der Führungsmacht im Deutschen Bund zu einigen. Das Deutsche Reich wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles, noch vor der Kapitulation Frank­reichs, gegründet. Der König Wilhelm I. wurde zum Kaiser und Bismarck zum Reichs­kanzler.

Die Gründerjahre brachten mit sich den Frieden. Bismarck sorgte um die Festigung der Position des Reiches in Europa. Er führte eine harte Innenpolitik. Sein Ziel war die Monarchie von der Sozialdemokratie und der kriechenden oder offenen Revolution zu schützen. Konnte er nicht mit dem Parlament zurechtkommen, so löste er es auf. Er war ungestüm und heißblutig auch in Relationen mit dem König. Er schlug mit der Hand gegen den Tisch, warf Tassen und drohte mit dem Selbstmord. Wilhelm I. sagte: „Es ist nicht leicht unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein.“

Karriereende, Wegende

Der Kaiser Wilhelm I. starb am 9. März 1888. Den Thron bestieg der junge Wilhelm II. Es kam zu einer politischen Umkehr. Der neue Kaiser wollte vom Volk, darunter von Ar­bei­tern beliebt sein. 1890 bekamen die Sozialdemokraten die Mehrheit im Parlament. Bismarck wollte das Parlament auflösen. Wilhelm dagegen hatte es vor, den alten Despoten zu entlassen. Am 17. März 1890 morgen früh wurde Bismarck aufgefordert im Schloss zu erscheinen und sein Amt niederzulegen. Das Entlassungsgesuch Bismarcks ging am nächsten Tag ein. Wilhelm rief „Endlich bin ich Kaiser“. Bismarck verließ Berlin nach 28 Jahren der Staatführung im Alter von 75 Jahren. Für die meisten Deutschen der Zeit war er eine Legende und ein Symbol des starken Reiches. Seine liebe Johanna starb 1894, Bismarck am 30. Juni 1898.